Ulrich Bischoff über Wolfgang Koethe (ARTIST-Kunstmagazin, 17/18, 1993)
Ulrich Bischoff über Wolfgang Koethe (ARTIST-Kunstmagazin, 17/18, 1993)
Bilderbuchwelt vermischen sich zu einem Gemälde aus Leichtigkeit und Spannung.
Die Aufstellung der Nationalmannschaften als Orientierungsmuster, gewissermaßen als Urform der Koethe’schen Gruppenbildnisse, verweisen direkt auf den inhaltlichen Kontext, der sich aus der Wahl dieser Form ergibt. Gruppenbildnisse mit dem Ziel, die Zusammengehörigkeit und das Gemeinsame gegenüber der Individualität zu zelebrieren, geraten bei Koethe zu Sinnbildern der verschwiegenen, von unsichtbaren Machtstrukturen erzwungenen Harmonie. Gerade in ihrer sorgfältigen Übersetzung, Vereinfachung von der Vorlage, dem tatsächlichen Gruppenfoto, zu einem farbigen Gemälde unterscheidet sich die Arbeitsweise Koethes etwa von der des Künstlerteams Clegg & Guttmann, z.B. „The Financiers“. So zeigt „The Red Room“, von 1991, die „Großmeister des königlichen Spiels etwa in dreiviertel Lebensgröße. Mit ihren vereinfachten Gesichtern und ins Formale erweiterten Physiognomien erhalten sie eine Starre und beinahe geheimnisvolle Unberechenbarkeit, die der Darstellung eine Spannweite gibt, die zwischen einem Regierungsporträt und der Mafia pendelt. Betrachtet man die Gemälde genauer, so findet man im konzeptionellen und materiellen Aufbau des Bildes die Ursachen für die so beschriebene Wirkung. Den Ausschnitt wählt Koethe im Wesentlichen nach klassischen kompositionellen Gesichtspunkten. Besondere Aufmerksamkeit widmet der Künstler derkörperlichen Wirkung seiner Porträtierten. Ich habe den Eindruck, dass er hier zwischen den verschiedenen Möglichkeiten in der Malerei ausgewählt und dann eine ganz eigene Möglichkeit gefunden hat. Indem er das Foto als Ausgangspunkt benutzt, steht ihm der traditionelle, vom Aktstudium kommende Weg des anatomischen Aufbaus nicht zur Verfügung. Andererseits hat er auf die in der Plakatmalerei häufig angewandte oberflächliche Modellierung verzichtet. Um der vom projizierten Foto entstehenden starken Flächigkeit zu entgehen, hat Koethe auf eine uralte, in der klassischen Malkunst entwickelten Methode zurückgegriffen, die er selbst durch das genaue Studium – vor allem in der National Gallery, aber auch in deutschen Museen – der Malerei von Veronese, Velazquez bis hin zu Max Beckmann sich neu erarbeitet hat: die Kunst der Untermalung. Nur durch die sorgfältige Untermalung erhält die Farbe an der Oberfläche eine räumliche Tiefe, die das Unauslotbare und Geheimnisvolle der Wirkung verursacht. Mit den drei genannten Bausteinen, der sorgfältigen Wahl des Ausschnitts, der intensiven Untermalung und auch der Entscheidung für eine angemessene Dimension hat Koethe diesen neuen Typus des Gruppenbildes geschaffen. Merkmale dieser neuen Bildergruppe sind so widersprüchliche Eigenschaften wie großzügige Eleganz, Beklommenheit und Anonymität des Vertrauten.
Neben diesen aufwendigen großformatigen